Zahnbehandlung

Auf dieser Seite finden Sie viele Informationen zum Nutzen, Ablauf und den Kosten einer Zahnbehandlung beim Pferd.

Prophylaxe

Eine regelmäßige prophylaktische Zahnkontrolle ist bei Pferden ebenso wichtig wie beim Menschen. Pferdezähne sind einer größeren Dauerbelastung ausgesetzt und müssen mehr leisten als der menschliche Zahn.

Zahnprobleme sind bei Pferden sehr schwierig zu erkennen, daher ist eine regelmäßige kompetente Untersuchung besonders entscheidend. Regelmäßig auftretende Probleme sind zum Beispiel scharfe Kanten, Querwellen und zu lange Schneidezähne. Sie zählen zu den so genannten Zivilisationserscheinungen bei Pferden, das heißt sie werden durch die bei uns herrschenden Haltungs- und Fütterungsbedingungen hervorgerufen beziehungsweise verstärkt.

Neben der regelmäßigen Zahnkontrolle und Behandlung ist daher weitere Prophylaxe wichtig. Ein Kernpunkt kommt dabei der Fütterungsoptimierung zu. Ein gleichmäßiger Zahnabrieb wird durch die Gabe von viel Rauhfutter aus natürlicher Position am Boden gefördert. Ausführlicher Weidegang begünstigt ebenfalls die Abnutzung der Zähne in physiologischer Position über den Tag verteilt. Die Schneidezähne werden beim Abbeißen des Grases ebenfalls abgenutzt. Eine zusätzliche Bereitstellung von Knabberholz kann die Abnutzung der Schneidezähne weiterhin unterstützen. Das Angebot von Körnerfutter sollte soweit wie möglich minimiert werden, da durch kurze Kauschläge beim Zerkleinern der Körner die Entstehung von scharfen Kanten gefördert wird.

Wie kann man Zahnprobleme bei seinem Pferd erkennen?

Generell sind Zahnprobleme bei Pferden leider oft schwierig wahrzunehmen, da Pferde erst in fortgeschrittenem Stadium deutliche Symptome zeigen. Einige Gesundheitsprobleme (ohne Garantie auf Vollständigkeit) können jedoch hilfreiche Hinweise geben:

  • Langsames, erschwertes Kauen; ggf. Kauen mit offenem Maul
  • Futter fällt aus dem Maul
  • Wickelkauen
  • Kotwasser/Durchfall
  • Gewichtsabnahme/Abmagerung
  • Schlechter Allgemeinzustand
  • Schlundverstopfung
  • Vermehrtes Speicheln
  • Lange, schlecht verdaute Futterbestandteile im Kot
  • Einseitiger eitriger, ggf. riechender Nasenausfluss
  • Kolik
  • Headshaking
  • Mundgeruch

Neben den gesundheitlichen Auffälligkeiten sind auch Rittigkeitsprobleme oft ein Indikator für ein vorliegendes Zahnproblem:

  • Kopfschiefhaltung/Verwerfen
  • Zungenstrecken
  • Kopfschlagen
  • Anlehnungsprobleme
  • Stellungsschwierigkeiten
  • Maulsperren
  • Steigen
  • Mangelnde Durchlässigkeit

Regelmäßige Kontroll- und Behandlungsintervalle sind äußerst wichtig, um oben genannten Schwierigkeiten vorbeugen zu können. Gute Zahnpflege ist genauso wichtig wie regelmäßige Hufbehandlungen! Allerdings sind die Kontrollintervalle nicht so häufig. Empfehlenswert sind individuelle Intervalle je nach Zahnstatus. Als grobe Richtlinie können altersspezifische Kontrollabstände herangezogen werden:

  • Bis 2,5 Jahren: 1 x jährlich
  • 2,5 – 4,5 Jahre: 2 x jährlich
  • Über 4,5 Jahre: 1 x jährlich
  • Über 20 Jahre: 2 x jährlich oder mehr; abhängig vom Zahnstatus

Besondere Planung wird von Nöten bei Zuchtstuten und Turnierpferden, da eine Zahnbehandlung mit einer Sedation verbunden ist. Zuchtstuten sollten möglichst vor der nächsten Bedeckung behandelt werden und nicht im letzten Drittel der Trächtigkeit.

Bei Turnierpferden ist eine Beachtung der Dopingfristen wichtig.

Ablauf einer Zahnbehandlung

Als erstes wird der Vorbericht aufgenommen, da dieser schon erste Hinweise auf ein vorliegendes Zahnproblem geben kann. Danach erfolgt die Voruntersuchung am nicht sedierten Pferd. Anhand dieser wird entschieden, ob, wann und in welchem ungefähren Umfang eine Behandlung nötig ist.

Sollte eine Behandlung angebracht sein, wird der Herz-/Kreislaufapparat untersucht und nachfolgend eine Sedation verabreicht.

Anschließend erfolgt die eingehende Untersuchung der Maulhöhle. Die Befunde werden erhoben und besprochen. Anhand der nun vorliegenden Zahnbefunde wird eine entsprechende Behandlung durchgeführt. Diese kann durchaus sehr unterschiedlichen Umfang haben.

  • Beseitigung von Zahnkanten
  • Wiederherstellung der Normokklusion
  • Behandlung der Schneidezähne
  • Wolfszahnextraktion
  • Entfernung von Milchzahnkappen
  • Entfernung von losen Backenzähnen; eine Extraktion von festsitzenden Backenzähnen erfolgt nicht im Rahmen einer routinemäßigen Zahnbehandlung!
  • Parodontosebehandlung
  • Kariesbehandlung
  • Zahnsteinentferung

Wir führen Zahnbehandlungen generell an sedierten Pferden durch. Zum einen um die Verletzungsgefahr aller Beteiligten zu minimieren und zum anderen, um eine umfassende Untersuchung und Behandlung der Maulhöhle zu ermöglichen. Ein Maulgatter kommt während der Behandlung der Backenzähne zum Einsatz. Die Untersuchung der Maulhöhle kann mittels Zahnspielgel und Maulhöhlenendoskop erfolgen. Die Behandlung erfolgt mit speziellen und unterschiedlichen elektrischen Zahnraspeln. Wenn vor Ort die Möglichkeit besteht den Pferdekopf mittels Aufhängung in Position zu halten, dann nutzen wir dieses gerne. Ansonsten ist die Zahnbehandlung auch unter Zuhilfenahme eines Kopfständers möglich. Für eine weiterführende Diagnostik stehen uns Röntgen und transnasale Endoskopie zur Verfügung.

Wie können Sie sich und Ihr Pferd auf eine Zahnbehandlung vorbereiten?

  • Strom und Wasser müssen vorhanden sein
  • Vor der Behandlung sind kein Futter- oder Wasserentzug nötig; aber: Bitte KEINE Leckerchen füttern, da diese auf den Zähnen kleben und eine genaue Befundung behindern
  • Ein ruhiger Platz, an dem rutschfester Boden vorhanden ist (z.B. eingestreute Box) und keine erhöhte Verletzungsgefahr besteht
  • Aufhängungsmöglichkeit für den Pferdekopf: ein Seil sollte in mindestens 2 Metern Höhe über dem Pferdekopf anbringbar sein (Balken oder stabiler Haken)
  • Zeit mitbringen: circa 30 bis 45 Minuten
  • Futterentzug nach der Behandlung einplanen: 2 Stunden nach der Sedation darf das Pferd nicht fressen
  • Gegebenenfalls Fliegen-/Abschwitzdecke bereithalten

Was können mögliche Folgen einer Sedation sein und wie können Sie ihr Pferd unterstützen?

  • Schwitzen: klingt nach ca. 30 Minuten wieder ab; ggf. Decke auflegen
  • Muskelzittern: klingt nach ca. 30 Minuten wieder ab; ggf. Führen
  • Harndrang: die Sedation ist harntreibend; viele Pferde setzen nach der Behandlung öfter und mehr Urin ab
  • Schwanken: die Standfestigkeit wird herabgesetzt, vorsichtiges Führen wirkt kreislaufanregend
  • Koliksymptome: sind sehr selten, können aber aufgrund der herabgesetzten Darmmotorik auftreten; längerer Futterentzug, Führen und ggf. Tierarzt kontaktieren
  • Erschwerte Atmung/Schnarchen: vorsichtiges Führen, Kopf etwas anheben oder zum Beispiel in den Trog legen

Was muss nach der Behandlung beachtet werden?

Das Pferd darf 2 Stunden nach der Sedation nicht fressen, um eine Schlundverstopfung zu vermeiden. Dafür kann man entweder eine leere Box nutzen, das Pferd anbinden oder einen Maulkorb anziehen. Sedierte Pferde sollten von unsedierten Pferden separiert werden, da sie sich nicht adäquat ausdrücken und verteidigen können. Am Tag der Behandlung sollte keine starke Belastung des Pferdes erfolgen. Ob und wie lange eine gebisslose Phase eingeplant werden muss, erfahren Sie individuell.

Besonders nach aufwändigeren Behandlungen kann es aufgrund der veränderten Kaumechanik zu Muskelkater im Bereich der Kaumuskulatur und entsprechenden Anpassungsproblemen in den ersten Tagen nach einer Behandlung kommen. Ebenfalls wird manchmal ein vermehrtes Speicheln auffallend sein. Falls die Symptome länger als 3 Tage anhalten, dann melden Sie sich bitte. Ansonsten können Sie natürlich auch vorher Rücksprache mit uns halten.

Die Dopingzeiten der eingesetzten Medikamente sollten beachtet und eingehalten werden!

Kosten einer Zahnbehandlung

Die Preisgestaltung unserer Praxis richtet sich nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Eine Kostenabschätzung kann erst nach der Untersuchung und Befunderhebung des jeweiligen Pferdes erhoben werden. Sowohl Sedationsmenge als auch Arbeitsaufwand variieren von Patient zu Patient. Alle nachstehend angegebenen Preise verstehen sich zuzüglich Anfahrt und Mehrwertsteuer.

Die Anfahrtskosten werden anteilig nach gefahrenen Kilometern berechnet.

Für eine Zahnbehandlung bei einem ca. 600 kg schweren Pferd sollten Sie ca. 220 bis 270 Euro zuzüglich Anfahrt und Mehrwertsteuer kalkulieren.

Bitte beachten Sie, dass die tatsächlichen Kosten je nach Behandlungsaufwand sowohl nach oben als auch nach unten abweichen können!

Eine Zahnbehandlung bzw. -kontrolle ist im Durchschnitt nur 1 x jährlich nötig und gut im Voraus planbar. Die Routinebehandlung ist wichtig, um Zahnprobleme und mögliche Folgeerkrankungen rechtzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können. Somit lassen sich die Kosten einer aufwändigen Zahnbehandlung oder gar eines chirurgischen Eingriffs oft abwenden oder minimieren. Vorsorge ist besser als Nachsorge!

Kostenabschätzungen für chirurgische Eingriffe können leider nicht ohne vorherige genaue Untersuchung des Patienten erfolgen. Eine Kostenspanne können wir auf Anfrage angeben.

Für Sammeltermine an einem Stall bieten wir ein Rabattsystem an, da der logistische Aufwand für uns geringer wird. Die Staffelung sieht wie folgt aus:

  • Ab dem 6. Pferd gibt es einen Rabatt für alle an dem Tag behandelten Pferde
  • Ab dem 6. Pferd: 6 %
  • Ab dem 7. Pferd: 7%
  • Ab dem 8. Pferd: 8%
  • Ab dem 9. Pferd: 9%
  • Ab dem 10. Pferd: 10 %
  • Mehr als 10 Pferde werden pro Tag nicht von einem Tierarzt untersucht und behandelt; Rabatte für Pferdehalter mit einem größeren Bestand werden bei Bedarf individuell besprochen